Als Titelverteidiger und Top-Favorit angereist hat sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft schon nach der Vorrunde von der WM 2018 in Russland verabschieden müssen. Das früheste und zugleich erste Aus nach der Gruppenphase bei der Weltmeisterschaft war fraglos eine der größten Enttäuschungen in der ansonsten durchaus ruhmreichen Geschichte des deutschen Fußballs, der in den Jahren zuvor vom Erfolg verwöhnt worden war.
Auf den Traumsommer 2017 folgt die große Enttäuschung
Nach einer schwierigen Phase rund um die Jahrtausendwende samt dem zweimaligen Vorrunden-Aus bei den Europameisterschaften 2000 und 2004 ging es auch deshalb steil nach oben, weil die richtigen Entscheidungen getroffen und vor allem die Nachwuchsarbeit flächendeckend neu aufgestellt wurde. Zwischen 2006 und 2016 schaffte Deutschland bei allen großen Turnieren mindestens den Sprung ins Halbfinale – eine starke Bilanz, wenngleich nur bei der WM 2014 mit dem 1:0-Erfolg nach Verlängerung im Finale gegen Argentinien der große Wurf gelungen ist. Doch nach dem Triumph von Brasilien, von dem natürlich auch das historische 7:1 im Halbfinale gegen den Gastgeber in Erinnerung geblieben ist, schien Deutschland auf der Erfolgswelle weiterzuschwimmen. Zwar setzte es im Halbfinale der EM 2016 in Frankreich eine unglückliche 0:2-Niederlage gegen die gastgebende Équipe Tricolore, doch nachdem im Sommer 2017 innerhalb weniger Wochen mit einer B-Mannschaft der Confederations Cup sowie die U21-Europameisterschaft gewonnen wurden, schienen die Aussichten für den deutschen Fußball äußerst rosig.
Schon die Testspiele im Vorfeld der WM 2018 verliefen allerdings nicht wie erhofft und das Turnier in Russland legte dann den Verdacht nahe, dass bei der deutschen Nationalmannschaft ein wenig die Entwicklung im Weltfußball verschlafen wurde. Während Deutschland, genau wie Spanien, mit einem auf Ballbesitz ausgerichteten Spiel krachend scheiterte, ließen die Finalisten Frankreich und Kroatien sowie Halbfinalist Belgien mit einem ebenso temporeichen wie variablen Offensivspiel aufhorchen. In dieser Hinsicht scheint mit etwas Abstand auch Bundestrainer Joachim Löw zu Veränderungen bereit, nachdem in den ersten Spielen nach der WM überwiegend weiter die alte Garde das Vertrauen erhalten hat. Doch inzwischen genießen extrem schnelle Spieler wie Leroy Sané, Serge Gnabry oder Timo Werner, die für einen modernen Stil stehen können, deutlich mehr Wertschätzung.
Keine geringen Erwartungen vor der EM 2020
Im Hinblick auf die EM 2020 muss die DFB-Elf auch definitiv zulegen, um nach einer enttäuschenden Nations League den Platz in der Elite des europäischen Fußballs verteidigen zu können. Dass die Erwartungshaltung aufgrund der schwachen WM 2018 und eines nun unverkennbaren Umbruchs, in dem etwa auch Joshua Kimmich eine deutlich zentralere Rolle spielt, etwas geringer ausfallen dürfte, ist vermutlich kein Nachteil. Klar ist aber auch, dass eine deutsche Nationalmannschaft bei einer EM-Endrunde immer zum Favoritenkreis zählt und alles andere als ein Vorstoß unter die letzten Vier oder zumindest ins Viertelfinale eine Enttäuschung darstellen würde.
Bei der EM 2020, die erstmals quer über den Kontinent verteilt in elf verschiedenen Städten Europas ausgetragen wird, werden einige langjährige Eckpfeiler nicht mehr dabei sein. Während Mesut Özil und Mario Gómez ihren Rücktritt erklärt haben, wurde Sami Khedira nicht mehr berücksichtigt. Ein ähnliches Schicksal ereilte auch weiteren etablierten Nationalspielern wie Thomas Müller oder Jérôme Boateng, die schon länger nicht mehr ihr einstiges Top-Niveau erreichen. Manuel Neuer, Mats Hummels und Toni Kroos sind aber als Achse an erfahrenen Profis weiterhin dabei. Sie werden unterstützt von vielen jungen Spielern (Durchschnittsalter liegt bei 27 Jahren), denen allerdings Turniererfahrung fehlt. So haben 19 der 26 Spieler im EM-Kader noch nie eine Partie bei einer Europameisterschaft absolviert.
➥ Auf einen Blick: der aktuelle Kader von Deutschland
DFB EM Trikot 2020/2021
Das Deutschland-Trikot für die Länderspieljahre 2020 und 2021 (und damit auch für die EM), wurde im November 2019 von DFB-Sponsor Adidas und dem Deutschen Fußball-Bund vorgestellt. Das Trikot ist im klassischen Weiß gehalten mit dunklen Querstreifen in Pinselstrichoptik auf der Vorderseite und schwarz-rot-goldenen Ärmeln. Die Rückseite bleibt weitgehend weiß.